Soziale Medien nehmen einen zentralen Platz in der öffentlichen Sichtbarkeit von Privatpersonen und Unternehmen ein. So auch in Krankenhäusern:
Die Charité hat eine Facebook Seite. Die Asklepios Kliniken sind laut eines Rankings an oberster Stelle bei der Nutzung ihres Instagram Accounts und haben auch einen Account bei X (ehem. Twitter).
Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten des Recruitings. Gerade für Krankenhäuser, die unter gravierendem Fachkräftemangel leiden, ist es wichtig, jeden möglichen Kanal zu wählen. Mehr noch: es ist gerade für jüngere Beschäftigte inzwischen selbstverständlich, über soziale Netzwerke angesprochen zu werden. Wieder andere, potentielle Bewerber:innen lassen sich durch den kurzen Weg der Online-Bewerbung motivieren, schnell ihre Bewerbungsunterlagen zu hinterlegen.
Meta und TikTok im Recruiting
Die Zahlen der Nutzung von Social Media in Deutschland deuten darauf hin, dass Facebook und Instagram neben Youtube immer noch am häufigsten gebraucht werden. Allerdings hat TikTok die längste Verweildauer (Fast einen Tag pro Monat) und nähert sich den Plattformen von Meta (Facebook, Instagram) auch in der Häufigkeit an.
Obwohl das Magazin “praktisch Arzt” 2018 noch konstatiert hat, dass Social-Media-Recruiting im Krankenhaus unterrepräsentiert ist, hat sich die Lage scheinbar geändert. Denn im Jahr 2023 gibt es bereits Gruppen und Jobbörsen, die auf Facebook zu finden sind.
Auch ein Youtube-Video kann für ein Haus werben, wie beispielsweise das Recruiting-Video für die Kliniken Erlabrunn gGmbH oder für die BDH-Klinik Greifswald.
Dasselbe gilt auch für Videos auf TikTok, die sowohl die Klinik, die Mitarbeitenden und medizinische Prozesse darstellen können. Das empfiehlt jetzt auch praktischarzt. Somit kann das Employer Branding eines Hauses eingesetzt werden und dazu beitragen, neue Mitarbeitende zu gewinnen und bestehendes Personal zu binden. In den USA gibt es auf TikTok bereits eine erste Funktion zur Personalsuche.
Als Recruiting-Plattform ist TikTok also interessant, wird aber nicht von allen Altersklassen gleichermaßen genutzt.
Tik Tok wird die Generation der unter 35 jährigen zukünftig besser ansprechen als Facebook, wie in dieser Grafik deutlich wird. Über 35-jährige nutzen Facebook jedoch viel mehr als TikTok. Ein Aspekt, der beachtet werden sollte. Parallel dazu werden Jobportale auch weiterhin für Stellengesuche genutzt. Ihre Reichweite ist sehr hoch.
LinkedIn und Xing
Weltweit ist LinkedIn mit 922 Millionen Mitgliedern viel größer als Xing mit etwa 21 Millionen in der DACH - Region, wie hier in einem ausführlichen Vergleich der Plattformen gezeigt wird. Interessant sind die veröffentlichten Zahlen zu Nutzer:innen von Xing und LinkedIn.
Da Akademiker:innen auf LinkedIn häufig vertreten sind, ist es eine Möglichkeit, auch Ärzt:innen oder Führungspersonal darüber zu finden. Die Internationalität von LinkedIn ist auch von Vorteil, denn der Personalmangel kann durch ausländische Fachkräfte ausgeglichen werden. Außerdem können direkt in der Anzeige die Bewerbungsunterlagen hochgeladen werden.
Das St. Joseph Krankenhaus hat beispielsweise auf LinkedIn Stellen ausgeschrieben und ist auch mit einer eigenen Seite vertreten. Ähnlich Facebook oder Instagram lassen sich hier Beiträge und Videos posten, Testimonials von Mitarbeitenden und aktuelle Beiträge teilen.
Xing ist eher auf den Austausch von Arbeitsstellen konzentriert, ist aber für Bewerber:innen auch eine gute Plattform, sich zu präsentieren.
Damit haben Job-Netzwerke wie LinkedIn oder Xing den großen Vorteil, dass gleichzeitig auf die potentiellen Kandidat:innen zugegangen werden kann. Denn bei diesen Plattformen ist ein Profil für viele Beschäftigte vorhanden. Active Sourcing ermöglicht hier, neue Mitarbeitende anzusprechen und die Vorstellung des Krankenhauses zu konkretisieren. So können auch die versteckten Kandidat:innen (hidden candidates) angesprochen werden, die nicht aktiv nach einer neuen Stelle suchen. Das wiederum erweitert den Pool möglicher Bewerber:innen für ein Krankenhaus.
Die vorgestellten Kanäle können also für das Recruiting genutzt werden. Die jeweilige Zielgruppe sollte aber nach Alter und Berufsgruppe analysiert werden.
Recruiting nach Berufsgruppe im Krankenhaus
Laut einer Umfrage von Sinceritas unter Mitarbeitenden im Krankenhaus werden soziale Medien bei den verschiedenen Berufsgruppen (Ärzt:innen, Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeitende) gleichermaßen genutzt, um eine neue Stelle zu finden. Es kann aber gerade bei Beschäftigten im ambulanten Bereich sein, dass sie aufgrund ihrer Mobilität nicht permanent online sind. In jedem Fall sollte ein gesuchter Chefarzt oder eine zukünftige Chefärztin doch über E-Mail und diskret kontaktiert werden.
Hier ist die Unterstützung einer erfahrenen Personalberatung von Vorteil. Denn diese kann ein Profil der gesuchten Position erstellen, die Zielgruppe analysieren und schließlich anonym und diskret die passenden Kandidat:innen ansprechen.
Strategien und Handlungsempfehlungen
Generell gelten für die Präsenz in den sozialen Medien ähnliche Best Practices wie für Stellenanzeigen allgemein. Ein Überblick über die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle und die Benefits eines Hauses müssen schnell und einfach sichtbar sein.
Durch die Nutzung von Hashtags, Gruppen und gezielten Werbeanzeigen können Krankenhäuser ihre Botschaften an Fachkräfte in der Gesundheitsbranche richten. Wie auch in anderen sozialen Medien ist es dabei möglich und wichtig, das Profil des Unternehmens in einem Employer Branding darzustellen. Die Reichweite wird somit durch die aktive Nutzung sozialer Medien für das Unternehmen erhöht. Außerdem kann den Suchenden sofort ein Bild des möglichen Arbeitsplatzes vermittelt werden. Die Zielgruppe sollte nach Beruf und Alter bestmöglich ausgewählt werden, um die richtige Plattform zu benutzen.
Mit datenbasierten Analysetools können die Bewegungen auf der jeweiligen Seite untersucht und gegebenenfalls verbessert werden. Eine künstliche Intelligenz (KI) kann also hilfreich sein, um mit Chatbots den Bewerbungsprozess zu vereinfachen.
Ein nächster Schritt wäre auch das Mobile Recruiting, das über das Smartphone ein gesamtes Bewerbungsverfahren abdecken kann. Hierfür ist eine prägnante Seite in den sozialen Medien mit einer guten Usability (Bedienbarkeit) vonnöten. Außerdem müssen die Bewerbungsformulare der Karrierewebseiten an das mobile Endgerät angepasst werden.
Interaktion und Mehrarbeit - die Vor- und Nachteile
In jedem Fall wird der Bewerbungsprozess durch diese Kanäle beschleunigt und interaktiver.
Die Vorteile vom Gebrauch sozialer Netzwerke für das Recruiting im Krankenhaus liegen also in der Reichweite, der direkten Interaktion und der Stärkung der Arbeitgebermarke. Ein Krankenhaus kann mit der Personalsuche auf Social Media sein eigenes Profil schärfen. Es wird durch das Teilen von Inhalten wie Videos über medizinische Themen oder der Vorstellung von Teams für mögliche Interessent:innen attraktiv.
Gleichzeitig schafft es durch die Plattform auch intern eine weitere Identifikationsmöglichkeit.
Um die entsprechenden Homepages und Anwendungen zu pflegen und zu aktualisieren, sind allerdings gegebenenfalls weitere personelle Ressourcen notwendig. Dabei haben diese Angestellten nicht nur die Aufgabe, aktuellen Content und Videos zu erstellen und einzupflegen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Moderation der Kommentarspalten. Gerade weil Soziale Netzwerke interaktiv sind, ist es wichtig, eingehende Beiträge und Kommentare auch zu prüfen und darauf zu reagieren.
Kritik kann hierbei sehr konstruktiv aufgenommen und beantwortet werden. Damit kann auch gezeigt werden, ob ein Unternehmen offen für einen Austausch mit den Beschäftigten und eventuell auch für eine offene Unternehmensführung ist.
Es kann aber auch zu übermäßiger Kritik kommen, deren Bearbeitung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch für die Anwendung von künstlicher Intelligenz wird das nötige (IT)-Personal benötigt, um die KI zu bedienen und einzurichten.
Fazit
Der Einsatz von sozialen Medien im Recruiting Prozess geht weit darüber hinaus, eine erweiterte Stellenanzeige zu sein. Social Recruiting weist die gleichen Vorteile auf wie die sozialen Medien selbst. Es kann eine breite Vernetzung herstellen, die auch die Mitarbeitenden binden kann. Voraussetzung dafür ist, dass die Kanäle gepflegt und aktuell gehalten werden. Genau wie ein möglicher Einsatz der KI. Beides bindet Personal und Zeit.
Auf der anderen Seite können aber Kosten gespart werden, die normalerweise für viele verschiedene Kanäle (Multiposting) verwendet werden. Auch die Zeit für den Bewerbungsprozess selbst kann verkürzt werden, wenn beispielsweise die Bewerbungsunterlagen direkt auf der Seite der Plattform hochgeladen werden können. Das mobile Recruiting ist eine weitere Variante der Verkürzung des Bewerbungsverfahrens.
Die persönliche Ansprache bleibt dennoch eine von Individuen durchzuführende und sollte in die Hände einer professionellen Personalberatung gelegt werden. Damit können auch sogenannte Hidden Candidates überzeugt werden, ihre Stelle zu wechseln. Zukünftig werden die sozialen Medien als wichtiger Kanal im Recruiting genutzt, um die folgende Generation an Mitarbeitenden anzusprechen.