11 Benefits im Krankenhaus - Wunsch und Wirklichkeit

Erfahren Sie, was in Zukunft kommen wird und wie Sie diese Transformation erfolgreich meistern.

Hannes Sommer
Hannes Sommer
Founder & Managing Director Sinceritas Executive Search

Mit Benefits schmücken sich die Krankenhäuser seit einigen Jahren für das Bewerbungsverfahren. Auf dem Arbeitsmarkt hat sich das Blatt gewendet  – nun sind es nicht mehr die Bewerbenden, die ihr Profil aufpolieren müssen, sondern die Krankenhäuser selbst, die um die Gunst der Bewerber:innen buhlen müssen. Employer Branding gilt auch als Schlagwort für den Gesundheitssektor. Denn mit den Benefits kann sich ein Krankenhaus individuell positionieren und attraktiver werden. Es bildet damit eine Marke (Branding), die positive Gefühle hervorruft und im Gedächtnis bleibt.

Benefits für Mitarbeitende versprechen einerseits im Recruiting, dem steigenden Fachkräftemangel in der Personalsuche entgegenzuwirken. Ihr Sinn und Zweck ist es sowohl, Mitarbeiter:innen zu motivieren, also auch, sie möglichst langfristig an ein Krankenhaus zu binden. Es lohnt sich, konkreter zu fragen, welche Benefits in welchen Berufsgruppen im Krankenhaus Erfolg haben und zukünftig vermehrt gewünscht werden. Eine Umfrage von Sinceritas gibt genau darauf Antworten. Außerdem kann gesehen werden, welche Benefits bereits umgesetzt sind.

Mit Benefits dem Personalmangel entgegnen

Denn bis ins Jahr 2030 fehlen 500.000 Pflegekräfte in Vollzeit laut einem Bericht der Bertelsmannstiftung. Diese Zahl ergibt sich zum einen demografisch durch die Zunahme an Pflegebedürftigen und zum anderen personell durch die fehlenden Bewerber:innen. Spätestens seit der Corona-Pandemie wird also der Pflegenotstand ausgerufen.

Das betrifft nicht nur die Pflege – auch Chefärzt:innen werden händeringend gesucht. Hier sind Frauen extrem unterrepräsentiert. Auch allgemein klagen die Krankenhäuser über fehlende Bewerber:innen für Oberärzte- und Oberärztinnen-Positionen. Und selbst in der Verwaltung mangelt es an ausreichend qualifizierten Bewerbungen.

Mit Vorteilen für Mitarbeiter:innen, Zusatzangeboten, Zuwendungen und - weil diese Benefits nicht besteuert werden - quasi Steuervorteilen, krönen Krankenhäuser erfolgreich ihr Profil.

Laut einer Erhebung von Bewertungen durch Arbeitnehmer:innen von Kununu, geht diese Rechnung generell auch auf. Die Gehaltszufriedenheit steigt demnach – wenig überraschend – mit den angebotenen Benefits. Diese umfassende Umfrage bezieht sich nicht direkt auf Krankenhäuser und soll hier daher nur am Rande zitiert werden.

Selbsteinschätzung der Krankenhäuser

Sinceritas hat insgesamt 48 Krankenhäuser und zusätzlich 470 Mitarbeitende zu den jeweils angebotenen Benefits befragt. Die Teilnehmenden waren zu 71 % Ärzt:innen, 21% Pflegefachkräfte und 8 % Verwaltungsmitarbeitende. Die Krankenhäuser hatten durchschnittlich 400 Betten und es handelte sich größtenteils um Akutkrankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft. Aufgrund dieser Daten kann also ein interessanter Vergleich zwischen dem Angebot der Häuser und den Wünschen der Mitarbeitenden geschlossen werden.

Dabei wird sich auch der Unterschied zwischen harten und weichen Faktoren zeigen. Harte Faktoren sind objektivierbar, also betriebswirtschaftlich zu berechnen.

Weiche Faktoren zielen eher auf das Arbeitsklima oder die Ethik eines Hauses. Sie sind subjektiver und doch ausschlaggebend für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und die Attraktivität eines Hauses als Arbeitgebenden. Mit Blick auf die Selbsteinschätzung der Krankenhäuser zeigt sich aber, dass weiche Faktoren wie regelmäßiges Feedback nicht unbedingt vollständig umgesetzt sind. Selbst wenn die Wichtigkeit anerkannt wird, wie im Beispiel des individuellen Coachings.

Welche Benefits Ärzt:innen priorisieren

In dieser Grafik sind die Antworten der befragten Ärzt:innen zusammengefasst. Es bestätigt sich die Annahme, dass Ärzt:innen vor allem Weiterbildungsmöglichkeiten und Coaching wichtig sind. Dabei fällt auf, dass weiche Faktoren wie die Atmosphäre im Team oder die Reputation des Hauses ebenfalls als sehr wichtig angesehen werden. Ebenso wie eine offene Unternehmensführung und Freiheiten bei der Urlaubsplanung. Interessant ist auch, dass sich Ärzt:innen wünschen, regelmäßiges Feedback zu priorisieren.

Ein überdurchschnittliches Gehalt als harter Faktor wird in allen Berufsgruppen als ausschlaggebend gewertet. Dabei spielt die Gewinnbeteiligung nur für Ärzt:innen eine entscheidende Rolle.

Offene Unternehmensführung

Eine offene Unternehmensführung ist auch für Ärzt:innen von Bedeutung, da sie die Transparenz innerhalb ihrer medizinischen Einrichtungen fördert. Dies ermöglicht Ärzt:innen einen besseren Einblick in Entscheidungsprozesse und Ressourcenallokation, was ihre berufliche Zufriedenheit und Motivation steigern kann. Darüber hinaus trägt eine offene Unternehmenskultur dazu bei, das Vertrauen zwischen Ärzt:innen, Verwaltung und anderen Mitarbeitern zu stärken, was die Zusammenarbeit und die Qualität der Patientenversorgung positiv beeinflusst. Schließlich können offene Kommunikationskanäle Ärzt:innen dabei unterstützen, Bedenken und Verbesserungsvorschläge zu äußern, was letztendlich zur Optimierung der Arbeitsbedingungen und zur Sicherung der Patientensicherheit beiträgt.

Weiterbildung

Individuelles Coaching und Weiterbildungsmöglichkeiten werden von Ärzt:innen vermehrt gewünscht. Der Wunsch, Weiterbildungen und Coachings zu priorisieren, ist bei Ärzt:innen wie im Pflegesektor vorhanden. Laut der repräsentativen Learning&Skills-Studie 2023 von Xing gibt es allgemein ein großes Interesse an Weiterbildungen bei deutschen Arbeitnehmer:innen. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Artikel des Ärzteblattes (“Oberärzte für Klinik gesucht – so finden Sie Bewerber”) in dem dargestellt wird, dass sich Oberärzt:innen mehr Zeit für die Ausbildung der Fachärzt:innen wünschen. Die Möglichkeiten der Weiterbildung machen ein Krankenhaus für Ärzt:innen also attraktiver.

Regelmäßiges Feedback

Regelmäßiges Feedback ist für Ärzt:innen von großer Bedeutung, da es ihnen hilft, ihre beruflichen Fähigkeiten und ihre Patientenversorgung kontinuierlich zu verbessern. Durch konstruktive Rückmeldungen von Kollegen, Vorgesetzten und Patienten können sie ihre Stärken erkennen und an ihren Schwächen arbeiten. Darüber hinaus fördert Feedback eine offene Kommunikationskultur im Gesundheitswesen, die die Patientensicherheit erhöht und dazu beiträgt, Fehler zu minimieren und bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit spielt eine entscheidende Rolle für Ärzt:innen im Krankenhaus, da sie direkten Einfluss auf die Gesundheit der Patienten und die Umwelt hat. Durch die Umsetzung nachhaltiger Praktiken können Ärzt:innen dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und Abfall zu reduzieren, was nicht nur ökologische Vorteile bietet, sondern auch die Kosten für die Gesundheitseinrichtung senken kann. Darüber hinaus trägt die Integration nachhaltiger Gesundheitspraktiken dazu bei, die langfristige Gesundheit der Patienten zu fördern, indem Umweltauswirkungen minimiert werden, die ihrerseits die Gesundheit beeinträchtigen können. Eine nachhaltige Herangehensweise im Gesundheitswesen ist daher sowohl für die Patientenversorgung als auch für die Umwelt von großer Bedeutung.

Familienfreundlichkeit

Grundsätzlich bewerten die Befragten ein Job Rad oder Kinderbetreuung als nicht so wichtig. Gerade für Frauen ist die Familienfreundlichkeit aber mitunter ausschlaggebend, um eine Stelle anzunehmen.

Vom Zuschuss zu der Geburt eines Kindes, der Möglichkeit, flexibel für besondere Anlässe (z.B. der Geburt des Geschwisterkindes) Sonderurlaub zu beantragen bis hin zu Kindertagesstätten auf dem Betriebsgelände ist die Bandbreite groß. Gerade um Frauen auch für Führungspositionen zu begeistern, sollte dieser Punkt nicht vernachlässigt werden.

Perspektive Pflegesektor

Fort- und Weiterbildungen sind auch in der Pflege sehr beliebt. Kongresse und Veranstaltungen können dazu beitragen, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. Die folgende Grafik zeigt die Perspektive des Pflegesektors zu angebotenen Benefits.

Feste Dienstzeiten und Freiheiten bei der Urlaubsplanung sind auch hier wünschens- und erhaltenswert. Die Reputation des Hauses, das Vorgesetztenverhalten und Nachhaltigkeit als weiche Faktoren spielen aber auch eine entscheidende Rolle.

Feste Dienstzeiten

Feste Dienstzeiten sind entscheidend für die Work-life-Balance von Pflegekräften, da sie eine bessere Arbeitszeitplanung ermöglichen und die psychische Gesundheit fördern. Sie bieten Mitarbeitenden Verlässlichkeit und Planbarkeit, was die Zufriedenheit steigert und die Konzentration auf berufliche Aufgaben erleichtert. Zudem stärken sie das Teamgefühl, da sie unregelmäßige Einsprünge und Ausfälle minimieren, was zu einem effizienteren Arbeitsumfeld und einer verbesserten Patientenversorgung beiträgt.

Freiheit bei der Urlaubsplanung

Die Freiheit bei der Urlaubsplanung ist besonders für Pflegekräfte mit Kindern von großer Bedeutung, da sie in den Ferienzeiten Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten. Um dies zu ermöglichen, könnten krankenhausweite Urlaubsvertretungen eingeführt werden. Diese würden sicherstellen, dass der Betrieb während der Urlaubszeiten reibungslos weiterläuft, ohne die Patientenversorgung zu gefährden. Dadurch könnten Pflegekräfte eine bessere Work-life-Balance erreichen und die Qualität der Pflege würde insgesamt gesteigert.

Überdurchschnittliches Gehalt

Ein überdurchschnittliches Gehalt für Pflegekräfte ist von entscheidender Bedeutung, um ihre wichtige Arbeit angemessen zu honorieren und qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Pflegekräfte leisten harte Arbeit und sind oft emotionalen Belastungen ausgesetzt, daher ist eine angemessene Bezahlung ein Zeichen der Wertschätzung. Ein attraktives Gehalt kann auch Anreize bieten, um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu bekämpfen, da es potenzielle Mitarbeitende motiviert, den Pflegeberuf zu ergreifen und in diesem zu bleiben. Darüber hinaus trägt ein überdurchschnittliches Gehalt dazu bei, die finanzielle Stabilität der Pflegekräfte zu verbessern, was wiederum ihre Arbeitszufriedenheit steigert und die Qualität der Patientenversorgung fördert.

Was wünschen sich Verwaltungsmitarbeitende

Die Bedürfnisse von Verwaltungsmitarbeitenden unterscheiden sich aufgrund des anderen Arbeitsumfeldes und anderer Arbeitszeiten durchaus von den Wünschen des ärztlichen und pflegerischen Bereiches.

Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice

Für Ärzt:innen und Pflegekräfte sind feste Dienstzeiten wünschenswert, Freiheiten bei der Urlaubsplanung auch.  Eine möglichst flexible Arbeitszeiteinteilung mit Gleitzeit und der Möglichkeit, ins Home-Office zu wechseln, ist bei Verwaltungsmitarbeitenden gefragter.

Nicht erst seit Corona steht die Möglichkeit, ins Home-Office zu wechseln, auf der Wunschliste von Mitarbeitenden. Im Krankenhaus betrifft dies vorerst Mitarbeitende in der Verwaltung. Das ist im Klinikalltag aber auch mit Problemen der Kommunikation mit den anderen Bereichen verbunden.

Laut der Umfrage von Sinceritas ist die Arbeit im Homeoffice für Verwaltungsmitarbeiter:innen dennoch wünschenswert.

Sportangebote

Sportangebote sind für Verwaltungsmitarbeitende von großer Bedeutung, da sie zur Förderung der Mitarbeitergesundheit und des Wohlbefindens beitragen. Regelmäßige sportliche Aktivitäten können dazu beitragen, Stress abzubauen und die körperliche Fitness zu verbessern, was sich positiv auf die Arbeitsleistung auswirken kann. Darüber hinaus können Sportangebote das Teamgefühl stärken und die Kommunikation unter den Mitarbeitenden fördern. Ein gesunder und aktiver Lebensstil kann auch die Krankheitsrate reduzieren, was langfristig die Personalkosten senken kann. Daher ist die Bereitstellung von Sportmöglichkeiten ein wichtiger Bestandteil einer ganzheitlichen Personalentwicklung und trägt dazu bei, die Mitarbeitermotivation und -bindung zu steigern.

Offene Unternehmenskultur / transparente Kommunikation

Eine offene Unternehmenskultur und transparente Kommunikation sind für Verwaltungsmitarbeitende von grundlegender Bedeutung, da sie das Vertrauen und die Effizienz in der Organisation fördern. Eine Kultur, die Offenheit und Transparenz betont, schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeitende sich gehört und respektiert fühlen, was ihre Arbeitszufriedenheit steigern kann. Klare Kommunikation in Bezug auf Unternehmensziele, Strategien und Entscheidungen ermöglicht den Mitarbeitenden, besser zu verstehen, wie ihre Arbeit zum Gesamterfolg des Unternehmens beiträgt. Dies kann die Mitarbeitermotivation und -bindung stärken, da sie sich stärker mit der Mission und den Werten der Organisation identifizieren können. Schließlich erleichtert eine offene Kultur die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen den Teams, was die Produktivität und Innovation fördern kann.

Fazit

Wie sich in der vorgestellten Studie von Sinceritas zeigt, sind weiche Faktoren wie Atmosphäre im Team, Vorgesetztenverhalten, aber auch offene Unternehmensführung und nicht zuletzt Nachhaltigkeit von großem Interesse bei den Mitarbeitenden.

Die Höhe des Gehaltes spielt aber auch immer noch eine ausschlaggebende Rolle.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Benefits hilfreich für ein Employer Branding und den Erfolg beim Recruiting sind. Ferner ermöglichen sie eine hohe Bindungsmöglichkeit für Mitarbeitende.

Je mehr sich die Benefits etablieren, desto mehr müssen einzelne Krankenhäuser sie aber erstens auch erfüllen. Zweitens müssen sie in der Stellenanzeige und für die Mitarbeitenden gut sichtbar kommuniziert werden. Drittens müssen die Benefits auch dem entsprechen, was sich die Mitarbeitenden wünschen. Das wiederum entspricht auch dem Wunsch nach mehr Kommunikation. Eine interne Umfrage zu lancieren wäre beispielsweise ein erster Schritt.  

Jedes Krankenhaus sollte sich darauf einstellen und beraten lassen. Somit können zukünftig die richtigen Mitarbeitenden gewonnen und gehalten werden.